Swissmechanic Zürich - Ein Verband richtet sich neu aus

Dominik Fischer (l.) und Jann Dössekker stehen Swissmechanic Zürich als Präsident, bzw. Geschäftsführer vor. (zvg)

Mehr Identität. Mehr Leidenschaft. Mehr Dynamik.

Dies sind die Werte und Ziele, die sich Dominik Fischer und Jann Dössekker für den Verband Swissmechanic Zürich auf die Fahne geschrieben haben. Und dabei sehen sich Dössekker und Fischer als Geschäftsführer, beziehungsweise als Präsident des Verbands, in der Bringschuld: «In unserem Sektor ist es in der jüngeren Vergangenheit zu vielen tiefgreifenden Umbrüchen gekommen», betont Fischer. Daher komme man auch als Branchenverband nicht um die Frage herum: Wer sind wir eigentlich – und welchen Weg wollen wir künftig gemeinsam mit unseren Mitgliedern einschlagen?

Die Antwortfindung auf diese Frage ist ein wichtiger Prozess, der laut Jann Dössekker nicht nur Introspektion voraussetzt, sondern auch Mut verlangt. «Denn wir müssen uns verändern, frischen Wind in den Verband bringen sowie eine Strategie entwickeln, die uns und vor allem unseren Mitgliedern nachhaltig nützt», betont der Geschäftsführer. Ansatzpunkte und Handlungspotenziale habe man bereits identifiziert.

Der Verband Swissmechanic steht für den Schweizer MEM-Werkplatz (Maschinen-, Elektro-, Metallindustrie) ein: So macht sich der Verband nicht nur auf politischer Ebene für die Bedürfnisse der Fertigungsindustrie stark, sondern sorgt mit der Durchführung überbetrieblicher Kurse und betriebsorientierter Bildung auch dafür, dass der Fachnachwuchs nicht ausbleibt. Die Zürcher Kantonalsektion des Verbands unterstützt die vielfältigen lokalen MEM-Betriebe, stellt wichtiges Know-how zur Verfügung und agiert gleichzeitig durch die Schaffung neuer Netzwerkkontakte als Innovationstreiber.

Die «Kleinen» wieder in den Fokus rücken

Der intensive Strategieworkshop des Swissmechanic-Zürich-Kaders liegt noch nicht lange zurück. Dabei kristallisierte sich heraus, dass man sich in einem ersten Schritt wieder vermehrt auf die «alten Stärken» des Verbands besinnen sollte. «Im Kern steht immer die Frage: Was können wir für ein Schweizer MEM-KMU tun, damit es seinen Aufgaben nachkommen und sich entfalten kann?», erklärt Dominik Fischer. Als Verband werde man sich folglich bemühen, wieder mehr Nähe zu den KMU zu schaffen. «Schliesslich sind sie es, die mit ihrer Arbeit und Innovation die Schweiz voranbringen.»

Die Stossrichtung ist klar: Swissmechanic Zürich sucht verstärkt die Nähe zur KMU-Basis. (zvg)

Ein zentrales Anliegen von Firmen der technischen Branchen hängt mit dem Thema «Bildung» zusammen. Dominik Fischer: «Manche Berufsausbildungen sind heute zu stark 'aufgeblasen' und verlangen ausbildenden Betrieben zu viel ab.» Die nahende Berufsreform verstärke diese Problematik noch zusätzlich, da die neue Modularität der Ausbildung noch mehr Flexibilität von den Unternehmen fordert. «Das kann eine kleine Firma schnell überfordern», so der Swissmechanic-Zürich-Präsident.

Die Konsequenz dieser Situation sei offensichtlich: Die Betriebe wenden sich von der Grundausbildung ab. Man stelle hier eine klar steigende Tendenz fest. «Darum müssen wir als kantonaler Branchenverband den Firmen Zürichs Hand bieten.» Gelingt dies nicht, sind die Konsequenzen potenziell verheerend: Die Fachkompetenz, welche Schweizer Arbeit auszeichnet (und auch ihren Preis rechtfertigt), könnte mit der Zeit verloren gehen. Die Herkunftsbezeichnung «Swissmade», die weltweit als Gütesiegel für Qualität und Präzision gilt, wäre dadurch infrage gestellt. 

Talente sichern, für heute und morgen

Die Grund- und Weiterbildung sind also essenziell – und stellen zudem eine wesentliche Voraussetzung dafür dar, dass die hiesige MEM-Industrie über die benötigten Fachkräfte verfügt. Und das nicht nur heute, sondern auch morgen und übermorgen. Bereits an der letztjährigen GV von Swissmechanic Zürich wurde festgehalten, dass viele Firmen aber weder die erforderliche Maschinen- noch die benötigte Manpower bereitstellen können, um die Lernenden gemäss den neuen Anforderungen auszubilden. Ein Betrieb kann dies also häufig nicht allein stemmen. Aber was, wenn er das gar nicht müsste?

Die MEM-Industrie benötigt Fachkräfte. Deren Ausbildung ist aber eine Herausforderung. (Rob Lambert)

Hier bringt Jann Dössekker die Begriffe «MEM-Schwarmintelligenz», bzw. «MEM-Schwarmkompetenz» ins Spiel. Was nach einer Software für künstliche Intelligenz klingt, fokussiert sich vielmehr auf die menschliche Kompetenz – die in jedem Unternehmen in der einen oder anderen Ausprägung anzutreffen ist. «Wenn wir dieses Wissen und diese Kompetenzen bündeln, kreieren wir etwas, das grösser ist als die Summe seiner Teile», ist Dössekker überzeugt. Etwas, von dem alle Anspruchsgruppen profitieren.

Indem Firmen im Bereich «Bildung» koordiniert zusammenarbeiten, können die Branchenanliegen gemeinsam adressiert werden. Als praktischer Nebeneffekt entsteht so ein fachlicher Austausch über Unternehmensgrenzen hinweg: die MEM-Schwarmintelligenz. Diese birgt Chancen für Synergien, etwa, indem man die Lernenden untereinander austauscht. «Und als Verband können wir von Swissmechanic Zürich genau diese Drehscheibenfunktion übernehmen», hält Dominik Fischer fest.

Mehr Identität. Mehr Leidenschaft. Mehr Dynamik – und mehr Kooperation.

Mit der Zeit gehen

Wie muss eine Berufsbildung aussehen, um die Bedürfnisse der MEM-Industrie im Jahr 2022 (und darüber hinaus) zu adressieren?  Dominik Fischer und Jann Dössekker unterscheiden dabei die inhaltliche sowie die organisatorische Ebene der Bildungsangebote. Inhaltlich müsse man die Grundbildung auf die realen Hot-Topics der Branche ausrichten. Die Technologien und Ansätze der Industrie 4.0 beispielsweise werden kaum oder nur am Rande behandelt. Der modulare Ansatz der Berufsreform schafft hier zwar möglicherweise Abhilfe, erhöht aber auch die Anforderungen derart, dass einzelne Unternehmen auf der Strecke bleiben.

«Wir müssen uns daher, im Interesse der KMU, dafür starkmachen, dass die Berufsbildung nicht mehr nur MEM-Grosskonzerne in den Fokus rückt, sondern die kleinen Betriebe ebenfalls berücksichtigt», führt Fischer aus. Das wäre ein echter Gamechanger. «Um diesen einzuleiten, arbeiten wir an einem Bildungsangebot, welches die Bedürfnisse unserer Kundschaft nachhaltig bedient.» Junge Berufsleute und auch Quereinsteiger sollen Freude an ihrer Ausbildung haben, sich entsprechend ihren Talenten fachlich vertiefen und dann ihr Know-how im Betrieb sinnvoll einsetzen können.

Mit dieser Zielsetzung verfolgen Jann Dössekker und Dominik Fischer ein ambitioniertes Ziel. Eines, das nicht nur die MEM-Branche, sondern auch ihrem Verband Veränderung abverlangt. «Wir sind nun daran, ein neues Schiff zu bauen», erklärt Dössekker. «Und dieses ist für das Erreichen neuer Ufer gedacht, nicht für den Hafen», ergänzt Fischer.


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