Swissmechanic – «Wir dürfen die Zuversicht nicht verlieren»

Roland Goethe, Präsident Swissmechanic: «Trotz aller Unbill bin ich für die MEM-Branche zuversichtlich.»

Die Corona-Krise hat die Schweizer Wirtschaft in eine Rezession gestürzt. Zu diesem Thema stand Herr Roland Goethe, Swissmechanic-Präsident, der ToolNews-Redaktion für ein Interview zur Verfügung.

Was beschäftigt die MEM-Unternehmen im Moment?
Roland Goethe: Aufgrund des globalen Nachfrageeinbruchs sind die Aufträge stark zurückgegangen. Das hat zur Folge, dass die Auslastung der Produktionskapazitäten in der MEM-Branche auf durchschnittlich 72 Prozent gesunken ist. Nach wie vor herrscht grosse Unsicherheit, wie sich die Pandemie weiterhin entwickeln und welche Folgen sie für die Schweizer Wirtschaft haben wird. Die Unternehmen tun im Moment alles, um die Produktion aufrechtzuerhalten. Dazu gehört insbesondere die Einhaltung der wichtigen Hygienevorschriften.

Mit welchen Herausforderungen sind die Firmen konfrontiert?
Für viele Betriebe geht es ums Überleben. Eine zweite Lockdown-Situation wäre Gift; und muss mit allen Mitteln verhindert werden. Hierfür ist die gesamte Gesellschaft gefragt. Dies klingt zwar mittlerweile abgedroschen, ist aber so. Tatsache ist leider auch, dass wertvolle Arbeitsplätze ernsthaft gefährdet sind. Auch die Anzahl der Ausbildungsplätze könnte sich reduzieren. Dies wäre besonders betrüblich, denn sobald die Konjunktur wieder anzieht, wird die Branche wieder auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen sein.

Swissmechanic

Seit mehr als 80 Jahren das Rückgrat der KMU

Am Swissmechanic angeschlossen sind die mechanisch-technischen und elektro-technisch-elektronischen Berufsgruppen sowie Branchen- und Fachorganisationen aus der Schweiz und Liechtenstein. Die Politik des 1939 gegründeten Arbeitgeberverbandes richtet sich nach den Bedürfnissen der Klein- und Mittelbetriebe, seien dies Zulieferer oder Hersteller eigener Produkte. Im Interesse dieser Mitgliedsunternehmen engagiert sich Swissmechanic zielgerichtet in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Bildung. Insgesamt vertritt der Verband 1´400 MEM-Betriebe mit rund 70´000 Mitarbeitenden, davon etwa 6´000 Auszubildende. Die Dachorganisation umfasst 15 selbständige Sektionen, eine nationale Organisation (Swissmechanic Schweiz in Weinfelden, TG) und weitere zusätzlich assoziierte Organisationen. Information: www.swissmechanic.ch

Der Präsident im Interview

Roland Goethe, 1959 geboren, ist gelernter Werkzeugmacher und Geschäftsführer der Goethe AG in Glarus. Er vertritt die FDP im Glarner Landrat und ist seit Oktober 2014 Swissmechanic-Präsident.

Roland Goethe kurz vor der Diplomübergabe an die abschliessenden Lernenden.

Wie hat sich die Rolle von Swissmechanic seit der Krise geg. seinen Mitgliedern verändert?
Aufgrund der grossen Unsicherheit hatten und haben unsere Mitgliedsunternehmen ein riesiges Informationsbedürfnis. Von März bis Mai wurden wir mit Anfragen und Auskunftswünschen förmlich überrannt. Darauf reagierten wir mit einer Kommunikationsoffensive und richteten darüber hinaus unsere Dienstleistungen neu aus.

In welchen Bereichen vetreten Sie die Interessen Ihrer Mitglieder gegenüber der Politik?
Als Stimme der KMU sorgen wir dafür, dass die Argumente unserer Betriebe Gehör finden. Das tun wir einerseits über persönliche Kontakte zu Parlamentariern und Behördenvertretern, andererseits mit Vernehmlassungen, Vorstössen und aktiver Medienarbeit. Letztlich geht es darum, die Situation und Anliegen unserer Branche deutlich aufzuzeigen.

Hat die Politik für die MEM-Branche bislang die richtigen Entscheide gefällt?
Die Politik hat die Krise in der ersten Phase gut bewältigt. Die Nothilfe für die Wirtschaft kam rasch in die Gänge; sie war grosszügig, effizient und umfassend. Das hat vielen Unternehmen enorm geholfen. Doch die Krise ist leider noch lange nicht überstanden. Es braucht deshalb weiterhin eine kluge, wirtschaftsfreundliche Politik, die den Werkplatz Schweiz kennt und seine Bedürfnisse ernst nimmt.

Die Stimmung im Einkauf der Betriebe soll sich ein bisschen erholt haben ...
... Im Oktober war sie tendenziell positiv, nun hat sie sich aber wieder verschlechtert. Es hängt jetzt alles davon ab, wie sich die Lage in den nächsten Monaten entwickelt. Das positive Szenario rechnet für 2021 und 2022 mit starken Aufholeffekten.

Was wünschen Sie sich für das nächste Jahr?
Dass wir gesund bleiben und unsere Zuversicht nicht verlieren.

Welche Erkenntnisse zieht die MEM-Industrie aus der Corona-Krise?
Unsere Branche konnte trotz Shutdown – mit Ausnahme des Tessins – die Produktion stets aufrechterhalten. Das ist nur gelungen, weil die Betriebe die Abstands- und Hygienevorschriften gewissenhaft umsetzten. Darauf, und auch auf die Solidarität und den Zusammenhalt innerhalb der Branche, können wir durchaus ein bisschen stolz sein.

... organisiert Veranstaltungen wie beispielsweise die Diplomfeier der Lehrabschlussprüfung ...
Am Puls der MEM-Industrie: Swissmechanic setzt sich für die Bedürfnisse der Schweizer KMU ein, ...
... und fördert Kandidaten für die Berufsmeisterschaften der SwissSkills und WorldSkills.