«Man kann den Fachkräftemangel beklagen – oder man kann etwas dagegen tun!»

Der Campus Technik in Grenchen vereint technische Aus- und Weiterbildung mit Branchenkompetenz unter einem Dach. (Alle Bilder: Josua Lai)

Mit kritischem Blick betrachtet der junge Mann das gefertigte Bauteil. Dann misst er mit ruhiger Hand nochmals die Kanten nach – und nickt schliesslich zufrieden. Neben ihm steht Jan Sutter, Leiter Ausbildung bei Swissmechanic Sektion Solothurn. Er teilt die Einschätzung des Lernenden. «Sieht wirklich gut aus», meint Sutter anerkennend und läuft weiter zur nächsten Arbeitsstation. Dort wartet schon die Arbeit des nächsten Lernenden darauf, von Sutter in Augenschein genommen zu werden.

Arbeitsort der Superlative: Das Ausbildungszentrum im Campus Technik besticht mit seiner State-of-the-Art-Ausrüstung.

Teil 1 der Serie «Leuchtturmprojekt für den MINT-Sektor»

Diese ToolNews-Ausgabe ist etwas Besonderes: Sie markiert den Anfang einer dreiteiligen Serie, mit der wir hinter die Kulissen des Campus Technik blicken. Dabei handelt es sich um eine innovative und zukunftsweisende Aus- und Weiterbildungsstätte in Grenchen, die als Schmiede für die MINT-Fachkräfte (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) von morgen dient und seit Beginn von Brütsch/Rüegger Tools unterstützt wird.

Das Ausbildungszentrum, in dem Sutter aufmerksam durch die Reihen der Lernenden schreitet, sucht schweizweit seinesgleichen: Die Arbeitsplätze sind auf dem neusten Stand der Technik und erstklassig ausgestattet. Die State-of-the-Art Werkzeuge und -Maschinen schaffen eine optimale Lern- und Arbeitsumgebung.

Wir wollen die jungen Leute dazu befähigen, mit ihrer Arbeit einen echten Mehrwert zu leisten.
Jan Sutter
Leiter Ausbildung
Swissmechanic Sektion Solothurn

Ein Leuchtturmprojekt

Die grosszügige Werkstatt bildet das technische Herzstück des Campus Technik in Grenchen, dem Kompetenzzentrum für Aus- und Weiterbildung für den MINT-Sektor. Die Bildungsstätte, welche diesen August offiziell ihren Betrieb aufgenommen hat, ist ein echter Know-how-Schmelztiegel: Unter einem Dach werden die technische Grundausbildung, die Weiterbildung sowie ausgewählte Industrievertreter vereint.

Gesamtprojektleiter Enzo Armellino, der Swissmechanic Sektion Solothurn als Geschäftsführer vorsteht, bringt die Mission des Campus Technik treffend auf den Punkt: «Unsere Lehrstätte ist die Antwort auf die vielen dringenden Fragen, mit denen sich die Schweizer Industrie derzeit beschäftigen muss», erklärt er. Zu den wichtigsten Fragen gehört zweifelsfrei diese: Was können der Schweizer MINT-Sektor und seine Unternehmen tun, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken? Die Antwort fällt deutlich aus: «Wir müssen die technischen Berufe wieder attraktiver machen und auf diese Weise frisches 'Blut' in die Betriebe bringen», erklärt Armellino. 

Danach gelte es, die im Rahmen der Grundbildung vermittelten Kompetenzen zu vertiefen, unter anderem in Weiterbildungen und Studiengängen. Daher ist nebst Swissmechanic auch die HFTM (Höhere Fachschule für Technik Mittelland) auf dem Campus eingemietet. «Und zu guter Letzt wollen wir den Wissenstransfer mit der Wirtschaft fördern, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der Unternehmen direkt in unsere Bildungsprogramme einfliessen.» Diese Rolle übernehmen nebst der SWISSPRECISION ACADEMY (das Ausbildungszentrum des Arbeitgeberverbands der Schweizer Drehteile-Industrie) ausgewählte Firmen, die im Obergeschoss des Campusgebäudes eingezogen sind. Kurzum: «Wir bringen am Campus Technik zusammen, was zusammengehört, und bilden so die gesamte Wertschöpfungskette der technischen Berufe bei uns ab», fasst Enzo Armellino zusammen. Oder wie Samuel Schmid, Altbundesrat und Präsident des Patronatskomitees die Mission des Campus Technik formuliert: «Man kann den Fachkräftemangel beklagen – oder man kann etwas dagegen tun!»

Natürlich unterstützt Brütsch/Rüegger Tools den Campus Technik mit Arbeitsmaterial aller Couleur.

Viel Herzblut nötig

Seit diesem Sommer ist der Campus Technik offiziell als neuer Hotspot für die Ausbildung der Techniker von morgen sowie als Hub für die technische Industrie in Betrieb. Anfang November konnte sich dann auch die Bevölkerung ein eigenes Bild machen: Am Tag der offenen Tür durften Interessierte den imposanten Neubau am Bahnhof Grenchen selbst in Augenschein nehmen. Diese Chance wurde rege genutzt: Rund 1'200 Personen spazierten durch die Werkstatt sowie die Ausbildungs- und Firmenräumlichkeiten. Das grosszügige Bistro, in dem sonst Lernende und Studierende direkt nebeneinander zu Mittag essen, war ebenfalls gut besucht. Die Begeisterung für das neue Kompetenzzentrum sei deutlich spürbar gewesen, erinnern sich Jan Sutter und Enzo Armellino. «Die Leute verstehen wirklich, worum es uns geht und sind begeistert, dass wir sowohl der technischen Berufswelt als auch der Region einen echten Dienst erweisen.» 

Die Leute sind begeistert, dass wir der technischen Berufswelt und der Region einen echten Dienst erweisen.
Enzo Armellino
Geschäftsführer
Swissmechanic Sektion Solothurn
Gemeinsam abheben: Das grosse Vision Board in der Ausbildungsstätte zeigt, dass man zusammen neue Höhen erreichen will.

Dabei wurde die Vision des Campus Technik vielerorts zu Beginn als Hirngespinst abgetan. «Als wir das Investitionsvolumen auf rund fünf Millionen Franken festlegten, hielt man uns mancherorts für grössenwahnsinnig», sagt Enzo Armellino schmunzelnd. Das Jonglieren der Kosten sowie das Einholen des notwendigen Kapitals gehörten dementsprechend jahrelang zu seinen Hauptaufgaben. Dies setzte vor allem viel «Klinkenputzen» und Ausdauer voraus. Letztlich setzte sich die Vision der Campusverantwortlichen aber durch: Knapp zwei Millionen stammen vom Kanton Solothurn, den Rest brachte man über diverse Partnerschaften zusammen: Dank grosszügiger Rabatte, Spenden und dem Entgegenkommen von Ausrüstern, Maschinenherstellern, -lieferanten und Co., konnten netto rund vier Millionen investiert werden. Nebst der Anschubfinanzierung der Stadt Grenchen von 500'000 Franken war zudem die Begegnung mit Ernst Thomke im Jahr 2018 matchentscheidend gewesen. Der bekannte Industriemanager erklärte sich damals bereit, den Campus zu bauen. Für Thomke, der als junger Mann seinerseits eine Mechanikerlehre begonnen hatte, ist die Förderung der Vision des Campus Technik eine echte Herzensangelegenheit.


Partner mit Vision

Auch Brütsch/Rüegger Tools stiess früh zu den Förderern des Campus Technik dazu und war gar der erste Industriepartner, der seine Unterstützung zugesagt hatte. Olaf Sprich, Leiter Verkauf und Geschäftsleitungsmitglied des führenden Werkzeugpartners, erinnert sich: «An der Delegiertenversammlung der Swissmechanic 2021 in Martigny wurde das Projekt Campus Technik den Teilnehmenden vorgestellt. 

Von der Idee und Vision begeistert, hier etwas Einmaliges und Zukunftweisendes für die MINT-Berufe und den Werkplatz Schweiz zu schaffen, habe ich eine weitreichende Unterstützung seitens Brütsch/Rüegger Tools zugesagt. Mir war klar, dass wir den Anspruch an eine topmoderne, weitgehend digitalisierte Ausbildungswerkstatt mit unseren Digitalisierungs-Lösungen perfekt unterstützen können.»

Aus dieser ersten Zusage ist heute eine Zusammenarbeit erwachsen, die Bestand hat: Die Vision von Jan Sutter darüber, wie Wissen heute den jungen Menschen und angehenden Mechaniker-Profis vermittelt werden soll und wie eine moderne Ausbildungsstätte funktionell sowie zweckmässig ausgestaltet sein muss, hat zu einer intensiven Zusammenarbeit mit innovativen und durchdachten Lösungen geführt. «Unser Engagement umfasst neben einem Grossteil der Werkstattausrüstung, Werkzeugen, Messmitteln etc. auch Workshops als Teil der Ausbildung zu ausgesuchten Themen wie Klebetechnik und Industrie 4.0», erklärt Olaf Sprich.

Die Geschichte geht im zweiten Teil weiter

Der Campus Technik ist ein Leuchtturmprojekt, das etwas bewegt. In der nächsten ToolNews werfen wir daher einen genaueren Blick auf die Rolle von Swissmechanic und den weiteren Trägern. Im dritten Teil beleuchten wir dann, wie die Grundausbildung in der technischen Berufswelt am Campus Technik von Grund auf neu gedacht wird – und warum hier bereits der Schlüssel gegen den Fachkräftemangel zu finden ist.


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